Paul-Gerhardt Gemeinde Augsburg

Umsonst, aber nicht vergeblich

Während den Ferien habe ich ein paar Tage lang bei einem Deutschkurs ausgeholfen. Geflüchtete wollten zusätzlich zu ihrem obligatorischen Deutschkurs freiwillig abends Deutsch üben. In der Pause gab es Essen vom Verein „Foodsaving e.V.“. Junge Menschen brachten uns belegte Brote, die in den teilnehmenden Bäckereien im Müll gelandet wären. Am Abend des Verzehrs waren sie aber nach den Hygienevorschriften noch einwandfrei. Die einzige Auflage dafür, sie zu bekommen, war, dass sie umsonst hergegeben werden mussten; es durfte keine Gegenleistung geben. Es dauerte nur zwei Tage, dann begannen die Teilnehmer, selbst etwas von zuhause mitzubringen und zum gemeinsamen Abend beizusteuern.

Dass wir, wenn wir beschenkt werden unsere eigene Großzügigkeit entdecken, ist nicht überraschend. Dazu gibt es psychologische Experimente. Wer unverhofft und unverdient etwas erhält, freut sich, blickt sich um und versucht, dieses beglückende Erlebnis weiter zu geben.

Geschenke sind umsonst, aber nicht vergeblich. Martin Luther las den Römerbrief und stieß auf Verse wie „Ist's aber aus Gnade, so ist's nicht aufgrund von Werken; sonst wäre Gnade nicht Gnade.“ (Römer 11,6). Dass Gott uns Menschen durch den Tod seines Sohnes angenommen hat, ganz ohne dass wir es verdient hätten, ist eine Erkenntnis aus Versen wie diesem. Gott nimmt uns umsonst an und vergibt uns unsere Sünden, auch wenn wir es nicht verdient haben.

Luthers Gegner kritisierten, dass das Tun des Menschen dann doch gar keine Rolle mehr spiele. Da könnte einer denken, dass es gleichgültig sei, was er tue, wenn Gott doch sowieso vergibt. Aber so kann nur einer reden, der echte Dankbarkeit noch nicht erlebt hat. Die Gefahr besteht nicht darin, Gottes erleichternde Gnade gierig auszunutzen. Das psychologische Experiment beweist zwar auch, dass wir Menschen gieriges Verhalten ebenso gerne nachahmen; aber auch wenn Gier sich in weiterer Gier fortsetzt, so bleibt die Reaktion von Gnade immer noch mehr Gnade.

Am 31. Oktober ist der Höhepunkt des diesjährigen Reformationsjubiläums. Es jährt sich Luthers Thesenanschlag. Martin Luther kritisierte damit die damalige Lehre der Kirche, dass der Mensch sich um sein Heil bemühen müsse. Dass Gottes Heil die positive Gegenleistung zum gelungenen menschlichen Leben sei. Teil dieses Tausches war damals der Ablassbrief.

Wenn wir 500 Jahre später das Reformationsjubiläum feiern, dann geht es nicht darum, dass wir auf unsere lutherische Kirche stolz sind. Auch wenn sie im Prozess der Reformation entstand, so war die Begründung der lutherischen Kirche lediglich eine notwendige Nebenwirkung der Reformation. Am 31. Oktober 2017 feiern wir Martin Luthers Erkenntnis, dass wir uns Gottes Gnade nicht mühevoll erarbeiten, sondern, dass Gott uns umsonst unsere Sünden abnimmt. Wir bekommen Gottes Heil geschenkt, ganz ohne Gegenleistung. So können wir unbeschwert ein glückliches Leben führen, in dem wir uns anderen gegenüber ebenso großzügig verhalten wollen, obwohl wir es nicht müssen.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Reformationsjubiläum 2017,

Ihre

Tabea Baader

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Ⓒ Gemeinde Paul-Gerhardt Augsburg

Umsonst, aber nicht vergeblich

Während den Ferien habe ich ein paar Tage lang bei einem Deutschkurs ausgeholfen. Geflüchtete wollten zusätzlich zu ihrem obligatorischen Deutschkurs freiwillig abends Deutsch üben. In der Pause gab es Essen vom Verein „Foodsaving e.V.“. Junge Menschen brachten uns belegte Brote, die in den teilnehmenden Bäckereien im Müll gelandet wären. Am Abend des Verzehrs waren sie aber nach den Hygienevorschriften noch einwandfrei. Die einzige Auflage dafür, sie zu bekommen, war, dass sie umsonst hergegeben werden mussten; es durfte keine Gegenleistung geben. Es dauerte nur zwei Tage, dann begannen die Teilnehmer, selbst etwas von zuhause mitzubringen und zum gemeinsamen Abend beizusteuern.

Dass wir, wenn wir beschenkt werden unsere eigene Großzügigkeit entdecken, ist nicht überraschend. Dazu gibt es psychologische Experimente. Wer unverhofft und unverdient etwas erhält, freut sich, blickt sich um und versucht, dieses beglückende Erlebnis weiter zu geben.

Geschenke sind umsonst, aber nicht vergeblich. Martin Luther las den Römerbrief und stieß auf Verse wie „Ist's aber aus Gnade, so ist's nicht aufgrund von Werken; sonst wäre Gnade nicht Gnade.“ (Römer 11,6). Dass Gott uns Menschen durch den Tod seines Sohnes angenommen hat, ganz ohne dass wir es verdient hätten, ist eine Erkenntnis aus Versen wie diesem. Gott nimmt uns umsonst an und vergibt uns unsere Sünden, auch wenn wir es nicht verdient haben.

Luthers Gegner kritisierten, dass das Tun des Menschen dann doch gar keine Rolle mehr spiele. Da könnte einer denken, dass es gleichgültig sei, was er tue, wenn Gott doch sowieso vergibt. Aber so kann nur einer reden, der echte Dankbarkeit noch nicht erlebt hat. Die Gefahr besteht nicht darin, Gottes erleichternde Gnade gierig auszunutzen. Das psychologische Experiment beweist zwar auch, dass wir Menschen gieriges Verhalten ebenso gerne nachahmen; aber auch wenn Gier sich in weiterer Gier fortsetzt, so bleibt die Reaktion von Gnade immer noch mehr Gnade.

Am 31. Oktober ist der Höhepunkt des diesjährigen Reformationsjubiläums. Es jährt sich Luthers Thesenanschlag. Martin Luther kritisierte damit die damalige Lehre der Kirche, dass der Mensch sich um sein Heil bemühen müsse. Dass Gottes Heil die positive Gegenleistung zum gelungenen menschlichen Leben sei. Teil dieses Tausches war damals der Ablassbrief.

Wenn wir 500 Jahre später das Reformationsjubiläum feiern, dann geht es nicht darum, dass wir auf unsere lutherische Kirche stolz sind. Auch wenn sie im Prozess der Reformation entstand, so war die Begründung der lutherischen Kirche lediglich eine notwendige Nebenwirkung der Reformation. Am 31. Oktober 2017 feiern wir Martin Luthers Erkenntnis, dass wir uns Gottes Gnade nicht mühevoll erarbeiten, sondern, dass Gott uns umsonst unsere Sünden abnimmt. Wir bekommen Gottes Heil geschenkt, ganz ohne Gegenleistung. So können wir unbeschwert ein glückliches Leben führen, in dem wir uns anderen gegenüber ebenso großzügig verhalten wollen, obwohl wir es nicht müssen.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Reformationsjubiläum 2017,

Ihre

Tabea Baader

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